Ich freue mich, dass ich heute die Geburtsberichte von Tamara veröffentlichen darf. Tamara und ich haben uns 2015 über Instagram gefunden und im kleinen, privaten Instagram Kreis, unsere erste Schwangerschaft miteinander geteilt. Als ich mich nach der Geburt meiner ersten Tochter durch den extremen Schlafmangel und mein „Schreibaby“ unter all den „rosa Babyblasen Mamas“ sehr einsam fühlte, war Tamara eine der wenigen Frauen, mit der ich eine Verbundenheit spürte. Denn auch ihr Start ins Mamaleben war nicht leicht. Was wir damals, neben unseren unruhigen Babys, gemeinsam hatten war eine Schwangerschaft voller Ängste und eine eingeleitete Geburt.

Wir glauben beide nicht, dass man pauschal sagen kann, dass eingeleitete Geburten zu Babyblues und Schreikindern führen. Das Thema ist viel komplexer, fängt wohl schon in der Schwangerschaft an und hat natürlich auch etwas mit dem individuellen Charakter des Kindes zu tun. Da Tamara mittlerweile zwei Kinder hat und beide Geburten eingeleitet wurden, kann sie anhand ihrer Geschichte erzählen, dass man auch trotz Einleitung eine schöne Geburt erleben kann.

Eine Mutmach-Geschichte für alle Frauen, die sich vor einer Einleitung fürchten.

 

Gastbeitrag


Meine erste Schwangerschaft war begleitet von Angst

Seit ich denken kann wünsche ich mir Kinder. Mein Beruf als Erzieherin trug stets dazu bei, dass dieser Wunsch größer und größer wurde. Als ich das erste Mal schwanger wurde waren wir sehr überrascht dass der erste Versuch direkt ein „Treffer“ war. Wie viel Glück wir damit hatten, das durften wir später erfahren.

Die Schwangerschaft war aufgrund meines Berufes und des damit einhergehenden Beschäftigungsverbotes sehr intensiv. Ich bewegte mich von Anfang an total vorsichtig, hatte bei jedem Hüpfen Angst um mein Kind. Jedes Ziehen und Zwicken wurde von mir untersucht und ich saß bei jedem Toilettengang da und war voller Erleichterung kein Blut am Klopapier zu sehen. Dabei hatte ich keine Erfahrung mit einer  Fehlgeburt. Entspannt schwanger sein ist auf jeden Fall sicher etwas anderes als das was ich lebte.

Diagnose Cholestase und Einleitung der Geburt

Ab der Hälfte meiner Schwangerschaft konnte ich vor Schmerz in der rechten Rippenseite nur noch links schlafen. Dabei dachte ich jedoch stets das seien übliche Wehwehchen. Als diese immer schlimmer wurden und starke Wassereinlagerungen, Jucken der Haut und gelbliche Gesichtsfarbe hinzukam war klar, es ist eine Cholestase*.
Dies führte dazu, dass die Geburt früher eingeleitet wurde. Über Einleitungen vor Termin hatte ich bis dato nur Schlimmes gehört. Die Einleitung ging 5 Tage bis der kleine Mann da war. Von Tabletten bis Ballonkatheter, Gel an den Muttermund- dadurch dann der Wehensturm mit schlechten Herztönen und einer PDA die erst beim 5. Mal saß war alles dabei. Nur mein größter Wunsch – kein Kaiserschnitt – der wurde wahr.

Eine eingeleitete Geburt voller Fremdbestimmung

Die Geburt bis dahin aber war völlig Fremdbestimmt. Ich war wie in einem Tunnel und als die PDA wirkte war ich so weit weg von meinem Kind wie man nur sein kann. Das brach mir am Ende fast das Herz.
Ich hatte keine Glücksgefühle als er auf mir lag. Nur Schmerzen  und völlige Erschöpfung.

Schreikind wegen eingeleiteter Geburt?

Ob dies alles dazu führte dass er 1 Jahr lang geschrien hat wie am Spieß kann uns keiner sagen aber ich gehe davon aus dass es auf jeden Fall dazu beigetragen hat und es tut mir  so leid dass er so einen Start ins Leben hatte. Nach einem Jahr wurde das Leben entspannter. Aus einem kleinen schreienden und sich überstreckendem Wesen wurde ein strahlender Sonnenschein der ein unglaublich sensibles Wesen hat. Und wir wollten für ihn nun so gerne ein Geschwisterchen, doch das gestaltete sich schwieriger als gedacht.

Angst vor Einleitung trotzdem schöne geburt

Zweite Schwangerschaft erst nach OP wegen Endometriose

Zwei Jahre vergingen. Eisprung über Eisprung und nichts passierte. Ich verzweifelte, denn die Sehnsucht war so groß. Eines Tages bekamen wir einen Tipp und dieser lautete Endometriose. Die erste Operation in meinem Leben stand an. Ich hatte große Angst, aber die Sehnsucht war stärker. Und es sollte ein Wunder geschehen. Vier Wochen später war ich endlich schwanger und konnte es kaum glauben.

Meine zweite Schwangerschaft war voller Vertrauen und Zuversicht

Wo ich die erste Schwangerschaft so ängstlich war, war ich mir dieses Mal so bewusst was für ein Wunder ich nun in mir trage. Und ich wollte alles dafür tun um ihm einen guten Start zu ermöglichen. Ich hatte vor der ersten Geburt wahnsinnige Angst. Angst vor dem ungewissen, vor den Schmerzen, vor Allem. Diese Angst wollte ich nun besiegen. Ich als Löwenmama für mein Kind.
Ich las wundervolle Bücher über selbstbestimmte Geburten. Verinnerlichte Mantras wie „Ich mache dir ganz  viel Platz und du machst es mir ganz leicht“. Und das Wichtigste dabei war für mich: „Ich lasse dich nie alleine. Wir schaffen das ZUSAMMEN!“
Ich mache dir ganz  viel Platz und du machst es mir ganz leicht
Ich lasse dich nie alleine. Wir schaffen das ZUSAMMEN

Auch die zweite Geburt wurde wegen Cholestase eingeleitet

Die Zeit verging und ich bekam wieder Anzeichen einer Cholestase. Die Angst um mein Kind war zwar Begleiter aber nicht stärker als die Zuversicht. Dieses Mal ging die Einleitung drei Tage. Ich wusste was auf mich zukommt und spürte 100% in mich hinein. Alles lies ich auf mich zukommen und am Ende hatte ich eine Traumgeburt.

Eine schöne Geburt trotz Einleitung

Die Wehen wurden nach Tabletten und Ballonkatheter stärker, ich veratmete bis die Blase platzte (ein wirklich unglaubliches Gefühl) und dann wurde der Druck stärker. Die Wanne wurde befüllt, mein Mann kam gerade an (war bis dato bei unserem Großen) und dann ging es wahnsinnig schnell. Als ich spürte dass der kleine nun kommt, folgte ich ganz meinem Körper und meinem Gefühl.
Und als er da war hatte ich endlich das Glücksgefühl, das ich mir immer gewünscht hatte. Auch das Wochenbett erlebte ich in einer absoluten Blase. Verliebt über beide Ohren! Ich bin so dankbar für diese Erfahrung und kann jedem nur Mut machen, dass eine Einleitung auch ein gutes Ende haben kann. Man braucht sehr viel Kraft bis zum Ende, aber man kann es schaffen. Und das Ergebnis ist wirklich das größte Geschenk des Lebens.

Danke Tamara, für deine wundervolle Geschichte!

Eine schöne Geburt trotz Einleitung

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*Unter einer Cholestase versteht man, einen Rückstau von Gallensäure und anderen Gallenbestandteilen in der Leber. Die Schwangerschaftscholestase ist demnach eine seltene Lebererkrankung, die etwa 1-2 Mal bei 1000 Schwangere vorkommt. Die Krankheit macht sich typischerweise erst in der Spätschwangerschaft bemerkbar: Die Konzentration von Gallensäuren im Blut steigt und die werdende Mutter leidet unter starkem Juckreiz.

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