Buch Rezension | Ich beschäfte mich schon seit vielen Jahren mit den Wunden der Kindheit und damit, wie uns das Innere Kind in unserer Mutterschaft beeinflusst. Für mich persönlich war die Innere Kind Arbeit ein wichtiger Bestandteil, um mir gewisse Muster bewusst zu machen, die vor allem durch meine eigenen Kinder in mir getriggert werden.

Dennoch bin ich mittlerweile an dem Punkt, an dem ich nicht mehr nur in die Vergangenheit blicke, sondern auch in die Zukunft. Passend dazu fiel mir das Buch „Es ist nie zu spät, eine glückliche Kindheit zu haben“ von Ben Furman in die Hände. Gerne möchte ich euch in diesem Blogartikel ein wenig darüber erzählen.

Beeinflusst uns unsere Kindheit wirklich so stark?

Diese Frage habe ich mir in den letzten Jahren immer wieder gestellt. Vor allem seitdem ich selbst Mutter bin, erinnere ich mich immer wieder an meine eigene Kindheit zurück und ja, ich blicke dabei nicht immer nur auf glückliche Momente. Viele Erlebnisse meiner Kindheit haben mich so stark geprägt, dass sie mein Verhalten auch als Erwachsene beeinflussen.

Bevor ich Mutter wurde, betrachtete ich meine Kindheit oft aus der „Opfer Perspektive“. Ich gab meinen Eltern oder den Umständen die Schuld daran, dass ich es im Leben oft nicht leicht hatte (oder das Leben nicht leicht nehmen konnte). Als ich selbst Mutter wurde und in meinem Wochenbett viele alte Gefühle hervorgespült wurden, fing ich an, mich intensiv mit meinem inneren Kind zu beschäftigen.

Anfangs tat ich dies weiterhin aus der Perspektive eines verletzten Kindes, welches in seiner Kindheit Erklärungen dafür suchte, warum es als Erwachsene Person diese oder jene Probleme hatte. Ich las viele Bücher über das Innere Kind und sprach auch regelmäßig mit einer Therapeutin, die auf Innere Kind Arbeit spezialisiert war.

Irgendwann, als ich viele Situationen meiner Kindheit beleuchtet hatte und für viele Gefühle und Verhaltensweisen eine Erklärung gefunden hatte, kam der Punkt, an dem ich realisierte, dass ich nicht weiter in meiner Vergangenheit graben möchte.

Ich wollte mich nicht länger zum Opfer meiner Geschichte machen. Ich wollte nach Vorne schauen.

Eine große Erkenntnis meiner eigenen, jahrelangen Auseinandersetzung mit dem Inneren Kind war, dass uns unsere Kindheit zwar beeinflusst und es sich definitiv auch lohnt das ein oder andere Erlebnis aufzuarbeiten, dass wir aber nicht die Gefangen unserer Kindheit sind.

Wir sind selbst dafür verantwortlich „wie“ wir auf unsere Kindheit zurückblicken und ebenfalls, wie wir unsere Zukunft und vor allem unsere Gegenwart gestalten wollen.

Vielleicht ist genau das der Grund, warum ich das Buch von Ben Furman so toll finde.

Ein völlig anderes Buch zum Thema Inneres Kind

Der Ansatz von Ben Furman ist anders als der anderer Bücher zum Thema Inneres Kind. Ben Furman (selbst Facharzt für Psychatrie) beschäftigt sich nicht mit der Frage, warum wir so sind wie wir sind, sondern viel eher, warum wir trotz einer nicht ganz so schönen Kindheit, zu glücklichen Erwachsenen werden können. Dabei lässt er viele verschiedene Menschen zu Wort kommen und gibt Einblicke in die unterschiedlichsten Kindheitserlebnisse.

Durch diese Gestaltung füllt er sein Buch mit lebendigen Geschichten und nicht nur mit trockenem Fachwissen. Es fehlt zwar nicht an Studien und Expertenmeinungen, aber die Erzählungen von den Betroffenen selbst, lockern das Buch wunderbar auf und machen es zudem sehr spannend. In manche Geschichten kann man sich hinein fühlen, bei anderen staunt man, dass die betroffene Person aus einem solch friedvollen Blickwinkel darüber erzählen kann.

Sowieso stellt sich durch das Lesen der Geschichten ein wohlig warmes Gefühl in einem ein, denn man erkennt ganz klar: wir sind nicht die Opfer unserer Kindheit, wir sind die Schöpfer und Gestalter unseres Lebens!

Es ist nie zu spät, eine glückliche Kindheit zu haben

Mir hat schon zu Beginn des Buches gut gefallen, dass Ben Furman sich in seinem Buch von dem weit verbreiteten Gedanken löst, dass alleinig in unserer Kindheit dafür verantwortlich ist, „wie“ wir als Erwachsene sind. Er möchte den Irrglaube beiseite räumen, dass eine schwierige Kindheit automatisch dazu führt, dass wir als Erwachsene nicht glücklich werden können oder schlimmer noch, ein Problem behaftetes Leben führen.

Da ich selbst Mutter dreier Kinder bin, kann ich das Gefühl, welches mit dieser weit verbreiteten Annahme, einhergeht nun auch aus einer anderen Perspektive erleben. So sagt auch Ben Furman in seinem Buch, dass damit besonders Müttern, gedankenlos der Vorwurf gemacht wird, dass sie alleinig an den eventuellen, zukünftigen Problemen ihrer Kinder Schuld wären.

Gerade weil ich mich schon viel mit meinem eigenen Inneren Kind beschäftigt habe, kam mir schon öfter der Gedanke, dass das Wissen über die große Bedeutung der Kindheit und wie viel dabei „schief“ gehen kann, enormen Druck auf mich ausübt. Wenn ich als Mama versuche in der Illusion zu leben, alles richtig machen zu können, dann fühlt sich Mutterschaft und das Leben an sich wie das Überqueren eines Minenfelds an und das Begleiten von Kindern wie ein Lauf auf dünnen Eis.

So soll sich meine Mutterschaft nicht anfühlen.

Und so möchte ich auch nicht (mehr) auf meine Kindheit und mein Leben an sich blicken.

Und genau deshalb mag ich den Ansatz von Ben Furman.

Denn in seinem Buch beleuchtet er ausführlich, dass es auf die eigene Sichtweise ankommt und vor allem, dass es niemals zu spät ist, diese zu ändern.

3 Erkenntnisse aus dem Buch „Es ist nie zu spät, eine glückliche Kindheit zu haben“

  1. Wir haben immer die Wahl, nicht nur auf die Schattenseiten unserer Vergangenheit zu blicken, sondern uns auch auch all die lichtvollen Momente zu erinnern. Und genau hierin scheint der Schlüssel zu liegen.
  2. Vor allem durch die eigenen Kinder hat man die Möglichkeit, selbst wieder Kind zu werden. Wir haben die Möglichkeit, durch das bewusste Erleben der Gegenwart unsere Gefühle im Bezug auf die Vergangenheit zu ändern. Diese Erkenntnis lässt mich noch achtsamer und dankbarer die Momente mit meinen Kindern erleben
  3. Das „Wühlen“ in der Vergangenheit und das Erinnern an Kindheitstraumata kann sogar schädlich sein. Natürlich ist es immer gut darüber zu sprechen, wenn einen etwas belastet, aber wir vergessen oft, dass uns das Festhängen in der Vergangenheit daran hindert, die Gegenwart zu genießen und damit einen positiven Grundstein für die Zukunft zu legen. Die Vergangenheit können wir nicht mehr ändern. Unsere Sichtweise und wie wir unsere Zukunft gestalten möchten aber schon!

Klare Leseempfehlung

Das Buch von Ben Furman umfasst nur circa 100 Seiten und liest sich durch den Mix an Erzählungen und Fachwissen sehr flüssig. Ich habe es während meiner 10 tägigen Quarantäne gelesen. Im Garten, bei Sonnenschein und von meinen drei spielenden Kindern umgeben 🙂

Anders als bei anderen Büchern zu Thema Kindheit oder Inneres Kind, hinterlässt das Buch von Ben Furman kein schweres Gefühl in der Magengegend. Man fängt nicht an, in seiner Kindheit nach Momenten zu suchen, die Schuld daran sein könnten, warum man so ist wie man ist. Ganz im Gegenteil.

Ich hatte beim Lesen das Gefühl, dass die Sonne, die mir währenddessen ins Gesicht schien, auch ein wenig auf meine Kindheit scheinen durfte.

Alle, die immer wieder mit ihrer Vergangenheit hadern, empfehle ich das Buch von ganzen Herzen. Auf wenigen Seiten schafft es der Autor, dass man seine Sicht auf die Vergangenheit ändert und sich positiv auf die Zukunft ausrichtet.

Ich denke, es ist Zeit, dass wir uns alle neu ausrichten. Und dieses Buch hilft dabei.

Das Buch „Es ist nie zu spät,eine glückliche Kindheit zu haben“ kannst du hier beim Verlag modernes Lernen kaufen.

Herzensgrüße,

Miriam