Momentan begegnet mir in meinem Facebook Feed immer wieder das Aufrege-Thema „Familienbett“. Aufrege-Thema deshalb weil wohl der WDR einen Bericht veröffentlicht hat, in dem unter anderem das Thema Familienbett etwas kritisch dargestellt wird und am Ende noch das Buch „Jedes Kind kann schlafen lernen“ auf der Lesetipp Liste landet.

Ich bin erst durch etwaige Aufschreie anderer Seiten, denen ich folge, auf den Artikel aufmerksam geworden und habe ihn mir durchgelesen. Sagen wir mal so, er ist sachlich. Und er stößt vermutlich auf der einen Seite auf Zustimmung und auf der anderen Seite auf Empörung.

So ist das aber immer wenn es um das Thema Schlafen geht. Was ich bis heute aber nicht verstanden habe ist, warum wir Mütter nicht einfach akzeptieren, dass Kinder unterschiedlich sind. Die einen schlafen von Geburt an quasi alleine ein, die anderen schreien sich bis zur Erschöpfung in den Schlaf (und das obwohl Mama sie stundenlang in ihren Armen schaukelt). Ich bin das Thema so satt und gleichzeitig bin ich mittendrin im Schla(f)massel. Aber fangen wir von vorn an.

In meiner Schwangerschaft habe ich mich nicht viel mit dem Thema Babyschlaf beschäftigt. Klar, ich hatte mal gehört, dass manche Leute mit ihren Kindern bis spät in die Nacht Autofahren müssen damit dieses endlich in den Schlaf findet. Auf dem Weg zur Arbeit habe ich auch des öfteren Mütter mit ihren Kinderwägen ihre Runde drehen sehen und dachte mir dabei nur: „Ach schön. Siehst du, anstatt auf dem Weg zur Arbeit zu sein wirst du dann mal schön romantisch den Kinderwagen durch den Park schieben!“. Mein Gott war ich naiv. Warum diese Mütter in aller Herrgottsfrühe den Kinderwagen durch die Gegen schieben war mir natürlich nicht bewusst. Und in ihre Gesichter habe ich auch nicht geschaut. Dann hätte ich vielleicht die Augenringe und die Verzweiflung gesehen. So aber blieb ich ahnungslos und beschäftigte mich weiter mit meiner Baby-Shoppingliste.

Da wir aus Platzmangel erstmal kein eigenes Kinderzimmer für unsere Tochter geplant hatten, hatte ich in Punkto Möbel nicht sehr viel zu entscheiden. Als es an den Kauf des Kinderbettchens ging entschied ich mich relativ schnell für ein Beistellbett. Da ich stillen wollte erschien es mir einfach praktischer, dass das Baby direkt neben mir liegen würde und ich es zum nächtlichen Stillen nicht extra aus einem großen Kinderbett hieven müsse (immerhin rechnete ich damit, das Kind nachts zu stillen und ging nicht ganz so blauäugig an die „nächtliche Realität“ heran). Das Beistellbett wurde vier Wochen vor der Geburt aufgebaut, mit einem süßen Betthimmel und Nestchen geschmückt (oh ja, bitte schreit jetzt auf liebe Mütter. Es kommt noch schlimmer!) und war bereit für seinen Einsatz. Kurz vor der Geburt meiner Tochter scrollte ich dann eines Abends durch meinen Instagram Feed und las den Beitrag einer Mama, die gerade erst entbunden hatte. Ihr Sohn schien nur auf ihr einschlafen zu wollen und sie schrieb, dass sie diese Kuschelstunden sehr genießen würde. Ich kann mich noch wie gestern an die Worte erinnern, die ich damals zu meinem Freund gesagt habe:“Also sowas fangen wir garnicht erst an. Sie lernt von Anfang an in ihrem Bettchen zu schlafen. Sonst kriegt man sie später ja garnicht mehr aus unserem Bett raus!“. Ich wiederhole mich an dieser Stelle vielleicht, aber: ich war so naiv!

Im Krankenhaus dann schwante mir schon Böses was das Thema Schlaf betreffen würde. Meine Tochter schrie sehr viel und schlief nur mit Körperkontakt. So als Neu-Mami hat man natürlich große Angst das Kind im Schlaf zu erdrücken, also machte ich während meines Krankenhausaufenthalts kaum ein Auge zu. Zuhause angekommen wollten wir dann alles wie im Lehrbuch machen. Wir zogen unserer Tochter abends einen Schlafsack an und legten sie in ihr Beistellbettchen. Keine Ahnung warum ich dachte, dass sie Zuhause plötzlich darin schlafen würde wenn sie es im Krankenhaus schon nicht getan hatte. Aber gut, ich wollte es nunmal versuchen. Ob ich überhaupt bis 30 zählen konnte weiß ich nicht mehr, der Versuch ging auf jeden Fall nach hinten los. Also schlief ich die ersten 4 Wochen im Sitzen, mit Stillkissen um mich herum abgesichert und meiner Tochter lag auf mir. Natürlich hatte ich große Angst, dass ich sie erdrücken könnte und das sie mir seitlich abrutscht. Meine Bettdecke lag ebenfalls nur bis zu meiner Hüfte auf mir und ich fror oder schlief mit dicker Sweatjacke (es war schließlich Winter und die Heizung traut man sich ja auch nicht anmachen, weil die ideale Raumtemperatur für das Baby ja auch nicht zu hoch sein darf). Mehr Absicherung ging in diesem Fall auf jeden Fall nicht. Die Angst meinerseits verschwand nach und nach und ich rutsche von der Sitzposition immer mehr in eine Liegende. Alle weiteren Versuche meine Tochter an das Beistellbettchen zu gewöhnen scheiterten auch in den darauffolgenden Wochen. Sie brauchte den Körperkontakt. Tags- wie nachts kam sie nur auf mir, oder direkt an mich gekuschelt zur Ruhe. Und ich gewährte ihr diese intensive Nähe. Auch wenn es für mich als Mutter nicht immer einfach war.

Das Thema Schlaf sollte uns monatelang Kopfzerbrechen bereiten. Jeden Abend musste ich meine Tochter stundenlang durch die Wohnung tragen oder sie auf meinen Beinen schaukeln bis sie eingeschlafen war. War sie dann endlich eingeschlafen musste ich sie alle 2 Stunden stillen, wovon sie anfangs so starke Koliken hatte, dass sie sich wieder in den Schlaf schrie und ich maximal 30 Minuten Schlaf am Stück bekam. In dieser Zeit war ich um jede Minute Schlaf so dankbar, dass es mir völlig egal war ob meine Tochter nun auf mir oder an mich gekuschelt schlief. Hauptsache sie schlief.

Nach vier Monaten wurden unsere Nächte langsam besser. Zumindest das Einschlafen klappte ohne Geschrei. Und ich konnte abends sogar endlich das Zimmer verlassen nachdem meine Tochter eingeschlafen war (ja, sie lag im Elternett und ja, ich habe sie durch ein Babyphone mit Kamerafunktion überwacht). Nachts wurde zwar immernoch alle zwei Stunden gestillt, aber die Koliken hörten auf. Alles in allem war ich aber immernoch so erschöpft, dass ich weder die Lust noch die Kraft hatte, sie an ein eigenes Bettchen zu gewöhnen. Nach und nach legte ich sie dann doch immer öfter in ihr Beistellbett. Allerdings konnte sie sich zu diesem Zeitpunkt schon drehen und rollte sich jede Nacht zu mir rüber. Immer mehr fing ich an diese Nähe auch zu genießen. Nein, die Nähe genoss ich eigentlich immer. Ich fing nur an mir immer weniger Gedanken darüber zu machen was „andere“ denken. Natürlich sah ich, dass die meisten Kinder schon in ihren eigenen Bettchen oder sogar Zimmern schliefen. Und dann schienen die auch noch alle durchzuschlafen. Das ließ einen dann schon manchmal überlegen, ob es für das eigene Kind nicht auch eine Option wäre es „auszulagern“. Solange ich stillte, wollte ich das aber definitiv nicht tun.

Als meine Tochter 7 Monate alt war, bestellten wir dann ein großes 140 x 70 cm Kinderbett. Die Lieferung ließ allerdings ganze drei Monate auf sich warten. In dieser Zeit stillte ich meine Tochter dann auch ab und erwartete mir vom eigenen Bettchen in Kombination mit der Flasche wunderbare Nächte (warum ich nach 8 Monaten abgestillt habe, könnt ihr in meiner Stillgeschichte nachlesen). Die Nächte wurden besser ja, aber dies lag sicherlich nicht am Abstillen oder dem eigenen Bett. Denn auch heute, fast ein Jahr nach der Geburt meiner Tochter verbringt sie 50% der Nacht in meinem Bett. Sie ist eine Kuschelmaus, braucht viel Nähe und mittlerweile genieße ich jede Nacht, in der sie sich an mich kuschelt (es sei denn sie schlägt mir mit dem Fuß ins Gesicht oder drängt mich aus dem Bett). Wenn sie einmal länger als gewohnt in ihrem Bettchen schläft wache ich sogar manchmal auf , überprüfe ob alles in Ordnung ist und freue mich dann schon fast wenn sie aufwacht, ich sie zur mir hole und sie dann sofort an mich gekuschelt weiterschläft. Die Flasche geben ich nachts schon seit ein paar Wochen nicht mehr, meist reicht eine Kuscheleinheit (Ausnahmen bestätigen die Regel).

All die anfänglichen Zweifel und Ängste sind verschwunden. Ich hätte mein Kind zu keiner Zeit erdrücken können. Manchmal lag sie sogar mit mir unter eine Decke und nichts passierte. Mütter haben einen siebten Sinn was ihre Kinder angeht und wenn sie nicht gerade unter Drogen oder Medikamenten stehen bin ich mir sicher, dass kein Kind jemals in Gefahr ist wenn es im Bett der Eltern schläft. Ich glaube, meine Tochter würde auch die ganze Nacht in ihrem Bett schlafen, allerdings genieße ich die Nähe noch sehr und sehe darin auch absolut kein Problem mehr. Ich habe aufgehört mich verrückt zu machen. Und irgendwann schläft jedes Kind alleine. Ich selbst habe übrigens auch sehr lange bei meiner Mama im Bett geschlafen (und ich habe ein wunderbares Verhältnis zu meiner Mutter und erinnere mich heute noch gern an unsere Familienkuschelstunden).

Würde ich mich heute mit meinem alten Ich von vor der Geburt unterhalten und solche Sätze wie:“Sowas fangen wir erst garnicht an. Das Baby schläft in seinem eigenen Bett“ hören, dann würde ich lächeln und mir denken:“warte erstmal ab welche Art von Baby du bekommst!“. Das ist nämlich der entscheidende Punkt! Hätte meine Tochter von Anfang an im eigenen Bett geschlafen wäre ich nie auf die Idee gekommen sie in mein Bett zu holen. Ich hätte sie vermutlich auch schon nach ein paar Wochen in ihrem eigenen Zimmer schlafen lassen und mich über die Mütter gewundert, die so vom Familienbett schwärmen. Ich glaube nämlich, dass wir Familienbettmütter mehr oder weniger alle unfreiwillig ins gemeinsame Bett „rutschen“ und dann einfach nach einer Zeit merken, wie gut es uns tut. Das macht die Mütter, deren Kinder im eigenen Bettchen schlafen aber nicht zu schlechteren Müttern. Sie hatten einfach nur andere „Schlafumstände“, versteht ihr was ich meine?

Zum oben erwähnten Buch („Jedes Kind kann schlafen lernen“), habe ich übrigens auch eine eindeutige Meinung. Dieses Buch sollte verbrannt werden. Denn wer jetzt noch nicht verstanden hat, dass Babys, die man „in den Schlaf schreien lässt“ nur einschlafen weil sie zu erschöpft vom vielen Schreien sind oder resigniert haben, der sollte keine Kinder bekommen dürfen. Ein Baby hat kein Zeitgefühl. Was für die Mutter „nur“ schreckliche fünf Minuten sind, kommen einem Neugeborenen vielleicht wie fünf Stunden vor. Auch wenn man dem Kind vielleicht nichts anmerkt und denkt, diese Methode klappt ganz gut, dann wundert euch nicht, wenn eure Kinder später einmal Probleme haben. Jedes Erlebnis in der frühen Kindheit hinterlässt Spuren in der Seele. Früher oder später werden sie zum Vorschein kommen. Wir sind alle nur Menschen und wir machen alle den ein oder anderen Fehler in der Erziehung unserer Kinder. Man sollte sich da wirklich nicht verrückt machen lassen. Aber ein Kind unter einem Jahr irgendeinem harten Schlaflernprogramm zu unterziehen, das muss nun wirklich nicht sein. Akzeptiert euer Kind so wie es ist, mit alle seinen Facetten. Und wenn es viel Nähe braucht, gebt ihm die Nähe. Eure Kinder können auch besser schlafen lernen wenn sie in eurer Nähe ist. Gebt ihnen einfach Zeit.