Diesen Text habe ich schon einmal geschrieben als meine Tochter 9 Monate alt war. Nun wird sie bald 12 Monate und ich schreibe diese Zeilen noch einmal, weil ich das Gefühl habe, dass der erste Geburtstag ein so einschneidender Moment im Leben als Mutter ist. Ausschlaggebend für viele Dinge aber vor allem für eins: ein Jahr lang gezweifelt, verglichen, verunsichern lassen, durch Höhen und Tiefen gegangen und am Ende nun doch dazustehen und zu sagen „ich habs geschafft“! Mein Kind ist nun ein Jahr alt und obwohl ich sicher nicht alles wie im Lehrbuch gemacht habe ist aus einem kleinem hilflosen Babys, dessen Bedürfnisse und Charaktereigenschaften ich erst kennenlernen musste ein fröhliches Kleinkind geworden, das munter die Welt entdeckt. Ich bin so entspannt wie nie und stolz auf uns beide, dass wir das erste Jahr so gut gemeistert haben.#+

Was andere denken wird mir langsam egal

Der Weg hierher war nicht leicht. Ich habe mich viel verunsichern lassen. Der erste große Punkt war, als meine Tochter kurz nach der Geburt nur auf mir geschlafen hat und das Beistellbett nur als Nachtkästchen diente. Was hab ich mich verrückt gemacht ob das denn alles gut sei und was andere wohl darüber denken. Jetzt schläft sie zwar nicht mehr auf mir, aber die Hälfte der Nacht neben mir und ich genieße es. Was andere machen oder denken ist mir egal.

Jeder muss „seine“ Routine finden (oder auch nicht)

Nachdem ich mich daran gewöhnt hatte, dass meine Tochter nur auf mir schlief kam schon das nächste Thema. Die Routine. Generell finde ich es gut, wenn Leute sofort „ihre“ Routine finden. Doch so unterschiedlich unsere Babys sind, so unterschiedlich sind auch wir Mütter und nicht zu vergessen: unsere Lebensumstände. Eine Mutter, die vorher ihren Alltag schon gerne durchgetaktet hat, wird dies auch mit ihrem Baby so tun. Wenn sie Glück hat macht ihr Neugeborenes dann auch brav mit und funktioniert nach dem vorgegebenen Plan. Wenn sie Pech hat muss sie ihre Pläne erstmal auf Eis legen, einen Gang runterschalten und sich einfach auf den oft nicht planbaren Alltag mit Baby einlassen. Wichtig ist dabei aber, dass sie sich dann NICHT mit den anderen Müttern ihrer „Planerei-Spezies“ vergleicht, die eben Kinder haben, die sie überall mitschleppen können.

Hört auf mit den Vergleichen!

Planlosen Müttern fällt es oft schon leichter mit dem Baby in den Tag hineinzuleben und zu schauen was passiert. Allerdings kann es dann auch der Fall sein, dass das Baby einen festen Tagesplan benötigt. Ich könnte noch viele weitere Beispiele aufzählen aber um was es mir eigentlich geht ist folgendes: es ist schön sich mit anderen Müttern auszutauschen, aber genauso wenig wie man sich bezüglich des Entwicklungsstand der Kids vergleichen sollte, sollte man sich auch nicht an der Alltagsroutine der anderen orientieren.

Feste Zeiten? Gibt es bei uns nicht!

Wenn andere von ihrer Zu-Bett-Geh-Routine erzählen finde ich das toll. Selbst habe ich nach 11 Monaten immernoch noch keine „feste“ Routine gefunden. Mein Kind geht aber trotzdem mehr oder weniger immer um die selbe Zeit ins Bett. Feste Badetage, Spaziergehstunden, Essenspläne, etc.? Gibt es bei uns auch nicht! Ihr dürft das jetzt nicht falsch verstehen, denn ich finde jeder sollte den Alltag mit seinem Baby so gestalten wie es für BEIDE passt. Aber was mich oft traurig macht ist, wenn ich höre, dass manche Mütter verzweifelt sind weil ihr 10 Monate altes Baby aktuell jeglichen Brei verweigert und sie wieder öfter die Flasche geben. Dies sei ja ein Rückschritt und bestimmt nicht gut. So ein Quatsch! Nicht die Essensgewohnheiten des Babys sind schlecht, sondern die Gedanken der Mama! Genauso wie manche Mamas an sich selbst zweifeln nur weil ihr Baby abends nicht so gut einschläft wie andere, obwohl sie exakt das gleiche Abendritual durchführen. Manchmal ist diese strikte Routine auch nicht immer das Beste. Meine Freundin kann zum Beispiel nicht mit mir in die Babygruppe gehen weil ihre Tochter genau um diese Uhrzeit ihre Zwischenmahlzeit bekommt und sie das nicht verschieben möchte. Versteht ihr auf was ich hinaus will?

Nicht alle Kinder schlafen im ersten Lebensjahr durch

Genauso war es mit dem Thema Durchschlafen. Mein Gott was haben mich diese „Heute habe ich zum ersten Mal durchgeschlafen“-Milestone Karten aufgeregt. Als andere Babys schon durchgeschlafen haben, war meine Tochter alle 30 Minuten wach. Ich warte nicht mehr darauf und finde unsere Nächte, in denen sie 2-3 mal den Schnuller oder einen kleine Rückenmassage braucht um wieder in den Schlaf zu finden, sogar erholsam. Denn ich weiß wie schlimm Nächte sein können und bin um kleine Erfolge dankbar. Irgendwann wird sie schon durchschlafen. Ich mache mir keinen Stress mehr.

Rückblickend muss man über vieles schmunzeln

Später kam die Phase als sich alle anderen Kinder schon fleißig vom Rücken auf den Bauch gedreht haben und dabei schön das Köpfchen hoben. Meine Tochter lag dagegen da wie ein Stein. Am Hinterkopf hatte sie bereits eine Glatze und ich hatte tatsächlich Angst, dass sie einen Plattkopf bekommen würde. Heute kann ich darüber lachen, denn irgendwann hat sie sich auch gedreht und von der Hinterkopfglatze ist heute auch nichts mehr zu sehen. Sorgen hätte ich mir zu keinem Zeitpunkt machen müssen.

Auch beim Thema Essen sind Kinder ganz unterschiedlich

In meinem Beitrag zum Thema Beikost habe ich ja auch schon ein wenig von unserer (Brei-) Geschichte erzählt. Dieses Thema hat mich tatsächlich fast in den Wahnsinn getrieben. Breiverweigerung, Verdauungsprobleme, Ratlosigkeiten zum Thema BLW. Diese ganze Phase war sehr anstrengend und aus heutiger Sicht würde ich meinem damaligen Ich ganz klar sagen:“keep cool! Irgendwann wird sie essen und ihr Darm die Dinge auch verdauen können!“ – denn so ist es nämlich. Ich halte mich an keine Essensvorschriften mehr. Es gibt eine bunte Mischung aus Brei, BLW und vom Teller der Eltern naschen. Sie darf alles probieren und an manchen Tagen gibt auch auch mal wieder mehr Milch. Wie es auf anderen Kindertellern aussieht? Finde ich interessant, vergleiche mich aber nicht (mehr). Wir gehen unser eigenes Tempo.

Jedes Kind hat sein eigenes Tempo

Das mit dem Tempo bezieht sich auf alles. Den ersten Zahn hatte sie schon mit fünf Monaten. Andere Babys hatten damals noch keine, dafür jetzt doppelt so viele wie meine Tochter. Tja, auch Zähne kommen wann sie möchten. Als sich meine Maus mit 9 Monaten plötzlich hingestellt hat war ich davon überzeugt, dass sie mit dem Laufen ganz bald dran sein würde. Bisher ist dies aber nicht der Fall und andere Kinder ihres Alter watscheln fröhlich an ihr vorbei. Stören tut mich an dieser Sache nur eins: die Hosen die sie durchs krabbeln auf den Spielplätzen ruiniert. Das andere Kinder in ihrem Alter schon laufen ist super! Wirkt sich aber absolut nicht auf meine Stimmung aus.

Humor hilft!

Lachen sollten wir Mütter viel öfter. Denn wir nehmen viele Dinge einfach viel zu oft zu ernst. Und wir orientieren uns (anfangs) viel zu sehr an anderen Müttern. Natürlich ist man vor allem beim ersten Kind oft planlos und schaut sich ein wenig um was andere Mütter machen. Und oft bekommt man dadurch super Tipps oder Ideen, die man selbst gut umsetzen kann. Aber dieses „orientieren“ sollte immer auf einer entspannten Ebene stattfinden. Bei Dingen die man nicht beeinflussen kann (Entwicklung und Charaktereigenschaften des Babys, Anzahl der Zähne, Durchschlafen, etc.) muss man seinen eigenen Weg finden. Bei generellem Austausch zu Spielzeug, Routinen, Tipps & Tricks ist der Austausch mit anderen ganz wunderbar. Man muss dies nur zu differenzieren lernen, versteht ihr was ich meine?

Man muss erst lernen sich nicht mehr an anderen zu orientieren

Bis ich das verstanden habe hat es lang gedauert. Kann einerseits daran liegen, dass ich nicht gerade das „Anfängerbaby“ schlechthin habe und andererseits ist es auch ganz klar mein Charakter. Verglichen habe ich mich schon in der Schule gern. Das ich dann am Ende durch mein Kind lerne, dass es Schwachsinn ist, ist irgendwie witzig. Aber ja, wenn einem nicht spätestens durch das eigene Kind klar wird, dass jeder Mensch einzigartig ist und es nicht nur schwarz/weiß gibt sondern eine bunte Mischung aus Farben oder Wegen, die man wählen/gehen kann, dann wird man es vermutlich nie lernen. Liebe Mamas, findet eure eigenen Wege, lernt zu- und wegzuhören, nehmt Tipps an aber fahrt euch nicht fest. Die Zeit mit unseren Kids verfliegt so schnell! Rückblickend werdet ihr euch über alle die Momente, die ihr damit verbracht habt euch verunsichern zu lassen, ärgern. Da ich Zitate liebe und es eigentlich auch anstelle meines Texts ein einfacher Satz getan hätte schließe ich diesen Beitrag folgender Maßen ab:

Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit.

Søren Aabye Kierkegaard

(1813 – 1855), dänischer Philosoph, Theologe und Schriftsteller