„Der Riss, der die Eltern trennt, geht meistens auch durch die Herzen der Kinder“, sagte einst Friedrich Spielhagen. Und ja, er hat wohl recht. Enttäuschte Hoffnungen, Streit und Tränen – Trennungen sind selten leicht und gerade für die Kinder in einer Familie eine schwere Zeit.

Auch mich hat es getroffen. Nach 11 Jahren Beziehung und drei Kindern haben wir uns als Eltern getrennt. Das war alles andere als einfach. Weder für uns Eltern, noch für unsere Kinder. In diesem Artikel möchte ich euch daher ein wenig darüber erzählen, wie ich die Zeit während und nach meiner Trennung für meine Kinder möglichst positiv gestaltet habe. 

Was bedeutet eine Trennung für Kinder?

Als mein Freund und ich beschlossen haben, uns zu trennen, war klar: Das wird ein Umbruch für alle. Und doch gab es einen großen Unterschied zwischen unserem Umgang mit dieser neuen Situation und dem der Kinder: Wir zwei Erwachsenen konnten uns für die Trennung selbst entscheiden. Wir konnten uns zusammensetzen, über unsere Probleme reden und uns schließlich für eine Trennung entscheiden, als uns klar wurde, dass wir keine gemeinsame Zukunft haben. Doch anders als wir Erwachsenen hatten unsere Kinder kein Mitspracherecht. Sie konnten nicht entscheiden, ob Mama und Papa sich nur eine Auszeit nehmen oder sich endgültig trennen. Sie hatten keinen Einfluss darauf, ob und wie ihre Eltern sich streiten und ob die Trennung respektvoll verläuft oder zur Schlammschlacht wird.

Während der Akutphase unserer Trennung, in der nur wir Eltern durch diesen Prozess gingen und die Kinder noch nichts davon wussten, hatte ich dennoch das Gefühl, dass sie sehr wohl spürten, dass zwischen Mama und Papa irgendetwas nicht stimmte. 

Mir ist wichtig, dass ich mir der Gefühle meiner Kinder bewusst bin und ihr Wohl in den Mittelpunkt stelle. Das heißt nicht, dass wir als Eltern nicht gestritten haben oder unsere Gefühle unterdrücken. Vielmehr versuche ich, meinen Kindern eine gesunde Bewältigung von Konflikten vorzuleben und sie, soweit es möglich ist, in unsere Entscheidungen mit einzubeziehen.

Was macht eine (nicht-)einvernehmliche Trennung aus?

Auch in meinem Umfeld gibt es zurzeit viele Trennungen – und einige davon haben sich zu echten Rosenkriegen entwickelt. Bei solchen nicht-einvernehmlichen Trennungen kann man drei Stufen der Konflikteskalation beobachten. Die Konflikte haben oft auf der Wortebene begonnen. Bestenfalls haben sich die ehemaligen Paare auf Augenhöhe gestritten, teilweise kam es aber auch zu persönlichen Angriffen oder sogar Drohungen. Die nächste Eskalationsstufe ist dann die Handlungsebene, in der zum Beispiel die Kommunikation mit dem Kind einseitig verhindert wird oder Dritte wie Lehrer:innen, Freund:innen und  Familienmitglieder involviert und auf eine Seite gezogen werden. Der worst case ist schließlich, wenn es zu grenzüberschreitendem Verhalten kommt. In diesem Fall geht es nicht mehr um Konfliktbewältigung, sondern die ehemaligen Paare haben sich in einer Hassspirale verfangen. Ich habe einmal miterlebt, dass es dann tatsächlich zu Gewalt kam und auch gerichtliche Beschlüsse missachtet wurden.

Eskalieren Eltern ihre Trennung derart hoch, leidet das Kind zwangsläufig darunter. Es wird von den Eltern instrumentalisiert, ist belastet und überfordert.

Für mich war es daher wichtig, dass wir eine einvernehmliche Trennung durchführen. Das bedeutet für mich, auf Augenhöhe zu diskutieren und gemeinsam Lösungen zu finden, die den Bedürfnissen aller Beteiligten gerecht werden.

Welche Hilfsmöglichkeiten gibt es?

Für mich stand früh fest, dass ich mir professionelle Hilfe suche, sollten sich die Fronten bei uns so stark verhärten. Hierfür habe ich recherchiert, welche Angebote es in meiner Umgebung gibt und wann welche Unterstützung am zielführendsten ist. Im Wesentlichen sind das:

  1. Mediation. Mediator:innen sind neutrale, unparteiische Personen, die euch helfen, Regelungen zu bestimmten Themen zu treffen. Hier geht es nicht darum, eure Gefühlswelt auf- und die Trennung gemeinsam zu verarbeiten. Vielmehr werdet ihr angeleitet, euren Konflikt und eure Interessen zu erörtern und so zu einer fairen Lösung zu finden.
  2. Trennungs- und Scheidungsberatung. Beratung wird zum Beispiel von Therapeut:innen, freien Trägern oder auch dem Jugendamt angeboten. Hier besteht der Ansatz darin, eure zwischenmenschlichen Konflikte zu lösen und euch so wieder zu einem normalen und respektvollen Rahmen zu verhelfen, in dem ihr einvernehmlich Regelungen treffen könnt.
  3. Familiengerichte. Konsens steht immer an erster Stelle und auch ein Gericht wird zunächst bemüht sein, euch dahinzuführen, dass ihr eure Konflikte einvernehmlich regelt. Ist das jedoch absolut nicht möglich, kann das Gericht die objektiv besten Lösungen anordnen, nachdem es alle Beteiligten angehört und die Interessen aller unparteiisch abgewogen hat.

Welche Regelungen sind hinsichtlich des Kindes zu treffen?

Mit drei Kindern mussten wir uns Gedanken zum Umgangs- und Sorgerecht machen. Beides wird oft vermischt oder vertauscht, doch rechtlich gesehen handelt es sich um unterschiedliche Themen.

Das Sorgerecht

Das gemeinsame Sorgerecht war für uns wichtig. Dabei haben wir als Elternteile die gleichen Rechte und Verantwortlichkeiten für wichtige Entscheidungen über unsere Kinder haben. Dazu gehören Bildung, Gesundheit, Religion und Vermögen.

In Ausnahmefällen kann das Sorgerecht freiwillig oder gerichtlich auch auf nur einen Elternteil übertragen werden. Wichtig dabei ist, dass das Elterndasein nicht nur Rechte, sondern auch Pflichten mit sich bringt. Grundsätzlich können und müssen sich beide Eltern um ihr Kind kümmern. Das alleinige Sorgerecht kommt daher nur in extremen Konstellationen in Betracht, etwa bei körperlichen und seelischen Misshandlungen des Kindes, Alkohol- und Drogensucht eines Elternteils oder grober Vernachlässigung.

Das Umgangsrecht

Im Unterschied dazu geht es beim Umgangsrecht darum, wie oft und lange wir unsere Kinder sehen. Hier steht für uns ganz oben, die Beziehung zwischen uns als Eltern und unseren Kindern aufrechtzuerhalten und zu fördern. Dabei konnten wir die Frequenz und Dauer und den Ort für den Umgang frei wählen, es gibt hier keine gesetzlichen Vorgaben. Im Wesentlichen stehen bei uns zwei Umgangsmodelle zur Diskussion:

Nach wie vor am häufigsten wird das Residenzmodell genutzt, bei dem das Kind ganz überwiegend bei einem Elternteil (meist der Mutter) lebt und den anderen Elternteil besuchsweise sieht. Dabei besteht immer das Risiko, dass das Kind den geringen Kontakt zum nicht-betreuenden Elternteil als Verlust begreift und sich die Beziehung zu ihm verschlechtert. Um das zu verhindern, sollte der Kontakt regelmäßig, idealerweise wöchentlich stattfinden. In der Zwischenzeit können (Video-)Telefonate helfen, präsent im Leben des Kindes zu bleiben.

Immer mehr Eltern entscheiden sich stattdessen dafür, im Wechselmodell zu leben. Das Kind wird hier etwa hälftig von beiden Elternteilen betreut und hat zwei Orte, die es als Zuhause wahrnimmt. Hier ist die Kooperations- und Kompromissbereitschaft beider Eltern gefragt, damit ein nahtloser Wechsel zwischen den Elternhäusern gelingt. 

Egal, für welches Modell wir uns letztendlich entscheiden, ist uns wichtig, dass sich unsere Kinder bei uns niemals als Besucher fühlen. Wir sind immer noch eine Familie, nur unser Zusammenleben verändert sich. Daher werden wir unsere Kinder auch weiterhin in den normalen Alltag einbinden:  Hilfe bei den Hausaufgaben, gemeinsames Kochen, ruhige Gespräche über die aktuelle Situation oder auch die Übernahme kindgerechter Aufgaben sollen unseren Kindern das Gefühl geben, zuhause zu sein. Auch schwierige Zeiten wie kleinere Krankheiten oder Stress werden wir gemeinsam durchleben. Sie zusammen zu überstehen, schweißt euch zusammen. 

Nicht weniger wichtig ist uns, dass beide Wohnungen kindgerecht eingerichtet wird. Passende Wanddekoration oder Geschirr, eine eigene Spielecke und ein fester Platz am Tisch sollen unseren Kindern zeigen, dass sie jederzeit willkommen und nach wie vor Teil der Familie sind.

Wie kann ich mein Kind unterstützen?

In den letzten Wochen und Monaten habe ich gelernt, dass das Wohl unserer Kinder für mich immer an erster Stelle steht. Wir arbeiten beide gemeinsam, aber auch jeder für sich daran, eine sichere Umgebung für unsere Kinder zu schaffen.

Dafür reden wir offen und ehrlich mit unseren Kindern. Wir erklärten ihnen altersgerecht, dass und warum wir uns trennen. Vor diesem Gespräch haben wir uns Hilfe von einer Trennungsbegleiterin geholt, die uns erklärte, was für dieses Gespräch mit den Kindern wichtig ist.

Uns ist wichtig, dass unsere Kinder keine Unsicherheiten oder Schuldgefühle entwickeln und sich jederzeit bewusst sind, dass sie mit uns über alles reden können. Auch unsere Kommunikation untereinander ist ruhig und sachlich, wir vermeiden Konflikte vor den Kindern. 

Außerdem baue ich mit den Kindern feste Strukturen und Rituale auf. Diese Kontinuität und Vorhersehbarkeit sind mir besonders wichtig, um den Kindern Sicherheit zu geben. So können sie ihre gewohnten Abläufe beibehalten und neue Rituale etablieren, um mit all den anderen Veränderungen momentan umzugehen.

Für die Unterstützung unserer Kinder haben wir also einen ganzheitlichen Ansatz gewählt, bei dem wir emotionale, soziale und rechtliche Aspekte berücksichtigen. Von Anfang an stand das Wohl unserer Kinder für uns im Mittelpunkt und unser oberstes Ziel ist es, dass sie sich auch während unserer Trennung gesund entwickeln können.

Hilfe bei der Trennung von Eltern

Während unserer Trennung habe ich mir Hilfe bei Niklas Clamann, einem Anwalt im Familienrecht, geholt. Herr Clamann betreibt seine Kanzlei in Münster/Westfahlen und hat sich besonders auf die einvernehmliche Scheidung spezialisiert. Auch wenn ich nie verheiratet war, konnte mir Herr Clamann durch seine Beratung viel Sicherheit geben. Denn genau zu wissen, was meine Rechte und Pflichten als Eltern sind, gibt viel Orientierung und Sicherheit während dieser stürmischen Phase des Lebens. 

Ebenfalls habe ich mir eine Trennungsbegleiterin gesucht. Sie hat uns als Eltern damals unterstützt, bevor wir gemeinsam den Kindern von der Trennung erzählt haben und hat mich danach einzeln über 6 Monate hinweg durch monatliche Coaching Calls unterstützt. Das hat mir in dieser Zeit sehr geholfen, stets bei mir uns dem Wohle meiner Kinder zu bleiben. Meine Trennungsbegleitering war Susanne Pehse und ich kann sie und ihre Trennungsheldinnenreise sehr empfehlen.

Ich hoffe dieser Artikel hat dir ein wenig weitergeholfen, solltest du dich auch kurz vor oder in einer Trennungssituation befinden.

Alles Liebe,

Miriam