Wenn die Scheide beim Baby zugewachsen ist spricht man auch von einer Schamlippenverklebung. In diesem Artikel möchte ich ein paar Informationen zu dieser medizinischen Indikation zusammentragen.

 

Hinweis: dieser Artikel dient lediglich zur Information und ersetzt keinen Besuch beim Kinderarzt!


Hilfe, die Schamlippen meines Babys sind zusammengewachsen

So ähnlich sehen viele Hilferufe in diversen Elternforen aus. Es kommt also gar nicht so selten vor, dass die Schamlippen bei Babys oder kleinen Mädchen zusammengewachsenen, oder besser gesagt, verklebt sind. Leider wird über solch intime Dinge nur selten gesprochen.

Meistens entdeckt der Kinderarzt eine Schamlippenverklebung

Eltern kleiner Mädchen ziehen die Schamlippen ihrer Töchter selten so weit auseinander, dass sie eine Schamlippenverklebung selbst entdecken würden. Meistens ist es der Kinderarzt, der dies bei einer U Untersuchung feststellt. Der medizinische Begriff ist hierfür: Labiensynechie

Was genau ist eine Labiensynechie

Bei einer Labiensynechie (oder Vulvasynechie) ist der Scheideneingang ganz, oder in den meisten Fällen, teilweise verschlossen. An der Verklebungsstelle kann man einen eine feine, weiße Linie erkennen. Diese Verklebung geschieht aufgrund eines Östrogenmangels.

Die Eierstöcke von Mädchen produzieren normalerweise erst bei Eintritt in die Pubertät Östrogene, welche dann dafür sorgen, dass die Haut im Bereich der Schamlippen gut durchblutet und damit geschützter ist.

Bei Babys und kleinen Mädchen ist der Intimbereich anfälliger für kleine Verletzungen oder Entzündungen. An genau diesen Stellen kann es dann dazu kommen, dass die Schamlippen an ihren Rändern miteinander verwachsen.

Es ist wichtig eine Schamlippenverklebung frühzeitig zu erkennen

Wird nicht frühzeitig erkannt, dass die Schamlippen eines Babys oder Kleinkindes verklebt sind, kann es dazu kommen, dass die Scheide komplett „zuwächst“. Dies hat zur Folge, dass das Kind Probleme beim Wasserlassen bekommt weil der Urin nicht richtig abfließen kann. Ein Indiz hierfür kann sein, dass die Windeln nicht richtig nass sind und der Urin nur tröpfchenweise abfließt. Im schlimmsten Fall kann dies zu Infektionen der Scheide oder der Harnwege bis hin zu Nierenentzündungen führen.

Die Behandlung von verklebten Schamlippen

Auf keinen Fall sollte man die Schamlippen mit Gewalt auseinanderziehen! Dies tut den Kindern erstens höllisch weh (vor allem brennt es jedes Mal beim Wasser lassen) und kann zu einer erneuten Verklebung oder Vernarbung führen.

Der Kinderarzt verschreibt im Falle einer Verklebung der Schamlippen bei Babys und Kleinkindern eine östrogenhaltiger Creme (Estriolsalbe). Diese wird zwischen 1-4 Wochen mit einem Wattestäbchen auf die Verklebungsnaht aufgetragen (bitte Hände gut waschen und beachten, dass eine erbsengroße Menge reicht).

In den allermeisten Fällen löst sich die Verklebung ganz sanft innerhalb kurzer Zeit. Werden Nebenwirkungen der Östrogensalbe festgestellt, kann auch eine Cortison-Salbe zum Einsatz kommen. In seltenen (oder schweren) Fällen muss die Schamlippenverklebung mit einer Sonde geöffnet werden.

Schamlippenverklebung vorbeugen

Manche Eltern übertreiben mit der Intimhygiene ihrer Töchter. Es reicht völlig die Vagina von Mädchen beim Duschen mit klarem Wasser oder beim Wickeln mit einem, mit klarem Wasser befeuchteten, Wattepad zu reinigen. Auch sollten die Schamlippen beim Reinigen niemals stark auseinander gezogen und mit Druck gereinigt werden. Ein leichtes „Durchfahren“ mit dem Wattepad reicht völlig aus.

Gelangt Kot in diesen Bereich kann dieser ganz vorsichtig mit einem in Wasser oder Öl getränken Wattestäbchen entfernt werden. Die gelbweiße „Schmiere“, die öfter mal in der Scheide von Babys und kleinen Mädchen ist, bitte belassen. Diese Schmiere ist nicht gefährlich, sondern ein natürlicher Schutzfilm. Ist es natürlich auffällig viel „Schmiere“ oder riecht diese gar, sollte man vom Kinderarzt in jedem Falle eine Pilzinfektion ausschließen lassen.

 


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