Ich musste mich ständig vor den Vollzeitmamis rechtfertigen.

 

G A S T B E I T R A G 

 


 

Als ich den Bericht von Franzi gelesen habe („Ich möchte keine Vollzeitmutter sein“), fühlte ich mich sofort an meine ersten Jahre mit Kind erinnert.

Ich habe ich die Kommentare geschrieben und Miriam hat mich gefragt, ob ich meine Geschichte niederschreiben möchte. Das werde ich jetzt also tun. ☺

 


Ich dachte immer ich würde keine gute Mutter sein

Ich habe bis in das Jahr 2009 immer viel gearbeitet. Ich hatte einen Hauptjob als stellvertretende Filialleitung in einem Dekogeschäft und habe nebenbei in einem Sonnenstudio sowie bei einem guten alten Bekannten gearbeitet. Das heißt, ich war immer viel beschäftigt. Die Frage nach einem Kind stellte sich mir eigentlich nicht. Ich wollte nie so richtig Kinder, hatte aber auch nichts dagegen. Ich konnte mir ein Leben nicht so richtig vorstellen, wie es ist mit Kindern. Ich dachte auch immer, ich würde keine gute Mutter sein.

Wir ließen das Schicksal entscheiden

Mein Mann (damals noch Freund) und ich unternahmen allerdings nicht so richtig aktiv etwas gegen bzw. für eine Schwangerschaft. Wir haben mit Kondom verhütet, wenn es brenzlig wurde, und eben nicht, wenn ich dachte, es könnte nichts passieren. Das hört sich vielleicht leichtgläubig an, aber es war so ein bisschen ein Spiel mit dem Glück. Wir wollten den Zufall entscheiden lassen. Und es kam natürlich, wie es kommen musste. Auf Grund äußerer Umstände verschob sich mein Zyklus und bähm… ich war schwanger. Wir nennen es bis heute liebevoll einen „geplanten Unfall“. Und ich war zufrieden damit.

Trotz Beschäftigungsverbot konnte ich die Füße nicht still halten

Dann kam die 17. Schwangerschaftswoche und mir wurde in ein Beschäftigungsverbot ausgesprochen. Zumindest für den Hauptjob. Ich sollte also untätig zu Hause rumsitzen und warten bis das Kind da ist. Das war wie eine Vollbremsung von 200 km/h auf 0 km/h. Ich konnte das nicht und habe dann einfach den Umzug von meinem Mann und mir in eine gemeinsame Wohnung organisiert und auch durchgeführt und habe noch weiter im Sonnenstudio gearbeitet.

Ich ging zum Pekip um eine besser Mama zu werden

Mit der Geburt unserer Sohnes Luke hieß es auf einmal Abschied nehmen vom selbstbestimmten Leben. Ich war total überfordert, da ich den Tag nicht mehr nach meinem Gusto gestalten konnte, sondern sich alles um meinen Sohn drehte. Ich dachte, wenn ich zum Pekip gehen würde und zum Babyschwimmen, dann würde ich zu einer Supermami werden. Schließlich waren da so viele glückselige Mamis mit ihren Zwergen, die sich nichts Schöneres vorstellen konnten, als den lieben langen Tag mit dem Baby Zuhause zu sein und ihm beim Schlafen, Drehen, Spielen und all den anderen Dingen zusehen. Und das für mindestens 1 Jahr.

Ich musste mich ständig vor den Vollzeitmamis rechtfertigen

Ich konnte mich mit dieser Vorstellung einfach nicht anfreunden. Gott sei Dank hatte ich ein super pflegeleichtes Kind und konnte mich diesbezüglich nicht beklagen, aber ich hatte einfach das Gefühl, ich würde zu Hause eingehen wie eine Pflanze ohne Licht. Also suchte ich mir etwas, von dem ich dachte, das macht sowohl mein Kind als auch mich glücklich. Ich fing an zu studieren. Luke kam mit 6 Monaten zu einer Tagesmutter. Und ich hatte kein schlechtes Gewissen dabei. Anfangs war Luke nur 3 Tage dort, dann, im Laufe der Zeit, 5 Tage die Woche von 8.30 Uhr bis 16.00 Uhr. Das war gut so. Für mich und für ihn. Trotzdem musste ich mich bezüglich meiner Entscheidung andauernd vor den Vollzeitmamis rechtfertigen. Besonders beim Pekip war immer dieses leichte Kopfschütteln der Vollzeitmamis zu sehen und das Unverständnis.

Meine Tochter kam mit in die Uni

Dann wurde ich wieder schwanger. Im 2. Semester. Ich ging hochschwanger zur Uni, bis 3 Tage vor der Entbindung. Meine Tochter Josefine habe ich in den Sommersemesterferien geboren und konnte im Wintersemester weiter studieren. Ich habe sie mir einfach umgebunden und bin in die Vorlesung gegangen. Sie hat geschlafen, ich habe gelernt und wenn ich Praktika hatte, dann haben sich in der Zeit Kommilitonen um Josefine gekümmert. Als sie 4,5 Monate alt war, kam auch sie zur selben Tagesmama wie Luke. Auch hier habe ich es so gehandhabt, dass sie erst wenige Tage in der Woche dort war und dann irgendwann 5 Tage die Woche.

Mir macht das Spielen mit meinen Kindern keinen Spaß

Auch mit ihr war ich beim Pekip und die unausgesprochenen Anfeindungen wurden noch mehr. Aber anstatt mich vor den Vollzeitmamis zu rechtfertigen, konnte ich besser damit umgehen und habe mir die Worte und Gesten nicht mehr so zu Herzen genommen wie noch beim ersten Kind. Denn ich mochte und mag es einfach nicht, Türme zu bauen oder auf dem Spielplatz Sandburgen. Ich mochte auch nicht mit aufs Klettergerüst. Das alles macht mein Mann. Es macht ihm Spaß und den Kindern auch. Und dafür bin ich so dankbar. Ich konnte und kann mich weiter entfalten, denn er ist derjenige, der Freude daran hat, Kinderspiele zu spielen oder stundenlang Bilder zu malen.

Ich bin Trösterin & Organisationstalent

Und was mache ich? Ich bin immer für meine Kinder da, zum Beispiel wenn sie krank sind. Ich kuschele ständig mit ihnen. Ich mache Hausaufgaben mit dem Großen, fahre beide zu ihren Freizeitaktivitäten. Ich flechte stundenlang die Haare und kümmere mich um die Kinderpartys und noch vieles mehr.

Ich bin Mutter – lebe aber auch gerne mein eigenes Leben

Aber ich lebe auch mein Leben. Ich gehe arbeiten. Ich brauch das einfach für mich, für mein Wohlbefinden. Ich treffe mich in meiner wenigen Freizeit mit Freunden oder verreise auch mal allein oder mit dem Mann – ohne Kinder.

Nur eine glückliche Mutter ist ein gute Mutter

Das heißt aber nicht, dass ich meine Kinder nicht liebe! Ich würde alles für sie tun, aber das kann ich nur, wenn auch ich ausgeglichen bin und zufrieden. Und als Tipp an alle anderen Workingmoms: ihr müsst euch vor den Vollzeitmamis nicht rechtfertigen. Jeder muss seinen eigenen Weg finden, denn:

„Nur eine glückliche, zufriedene Mama kann glückliche und zufrieden Kinder haben! „

 

Vollzeitmamis rechtfertigen

Mandy mit ihren beiden Kindern