Kennt ihr das? Ihr bemerkt, dass sich jemand euch gegenüber irgendwie nicht sonderlich nett verhält. Nach einem kurzen Moment der Verunsicherung schaltet eurer Gehirn plötzlich auf einen sonderbaren Modus um. Ihr fangt an, diese Person zu umwerben, als ob ihr gleich einen Balztanz vorführen wolltet. Ihr wollt dieser Person auf Teufel komm raus gefallen, oder zumindest ihre (positive) Aufmerksamkeit. Am liebsten wollt ihr aber, dass sie euch mag.

Positive Aufmerksamkeit ist ein Grundbedürfnis

Das Bedürfnis nach Liebe und Zuwendung steckt in uns allen. Schon als Baby ist die bedingungslose Liebe unserer Eltern, neben der Nahrungsaufnahme, essentiell wichtig für uns. Es ist sozusagen ein Grundbedürfnis des Menschen. Wir brauchen diese Liebe und Fürsorge um ein gesundes Selbstwertgefühl aufbauen zu können.

Ohne bedingungslose Liebe kein gesundes Selbstwertgefühl

Leider machen wir aber schon in unserer Kindheit nach und nach immer wieder die Erfahrung, dass wir nicht zu 100% bedingungslos geliebt werden. Dies kann einerseits der Fall sein, wenn uns unsere Eltern nicht die gewünschte* Aufmerksamkeit geben oder wenn sie uns durch manipulatives Loben oder Bestrafungen zeigen, dass wir nur geliebt werden, wenn wir etwas Besonderes leisten.

Kurze, intensive Aufmerksamkeit ist wichtiger als reine körperliche Anwesenheit

*die „gewünschte“ Aufmerksamkeit eines Kindes ist oft schwer zu beurteilen. Denn auch Mama muss mal den Haushalt machen und dem Kind erklären, dass es warten muss. Hier kommt es einfach auf das Grundempfinden des Kindes an. Der Kinderarzt Harvey Karp schreibt in einem seinem Buch „das glücklichste Kleinkind der Welt„, dass es für das Kind oft besser ist ihm immer wieder „bewusst“ Zeit zu schenken, anstatt ihm den ganzen Tag nur die halbe Aufmerksamkeit zu geben. Dies soll so viel heißen, dass es nicht schlimm ist wenn das Kind generell lernt sich selbst zu beschäftigen während Mama zwar im Raum ist, aber ihre Aufmerksamkeit auf etwas anderes (wie den Haushalt) richtet. Dafür muss es aber wissen, dass es mehrmals täglich intensive „Mamazeit“ bekommt. In dieser Zeitspanne richtet die Mutter 100% ihrer Aufmerksam auf das Kind (ohne Handy oder Putzlappen in der Hand). Es wird zusammen gespielt, gelesen oder sich unterhalten. Ohne Störfaktoren. Das Grundgefühl des Kindes soll sein, dass es von den Eltern wahr- und ernst genommen wird.

Auch Eltern haben auch Bedürfnisse

Wenn Kinder erleben, dass sie nur durch besondere Taten die Aufmerksamkeit oder die Anerkennung ihrer Eltern bekommen, hat dies zur Folge, dass sie sich daran gewöhnen, etwas leisten zu müssen um die Gunst anderer Menschen zu gewinnen. Dies soll kein Vorwurf an die Eltern dieser Welt sein. Wer selbst Kinder hat weiß wie schwer es ist, alles richtig machen zu wollen. Schließlich sind Erwachsene auch nur Menschen und haben Bedürfnisse. Die Bedürfnisse von Kindern und Erwachsenen auf einen Nenner zu bekommen ist oftmals leichter gesagt als getan. Hier stoßen auch bedürfnisorientierte Eltern oder Leute, die sich der Unerzogen Haltung angeschlossen haben, immer wieder an ihre Grenzen. Da es bisher wohl sehr wenigen Eltern gelungen ist, ihren Kindern das Gefühl zu vermitteln, dass sie so gut sind wie sind und keine besondere Leistung erbringen müssen um geliebt zu werden, haben wir heute eine Gesellschaft voller Anerkennungs Junkies.

Generation der Anerkennungs-Junkies

In den sozialen Netzwerken kann man dies recht gut beobachten. Überwiegend Frauen stellen Bilder von sich ins Netz und definieren ihre Schönheit über die Anzahl der Likes oder die Kommentare anderer Menschen. Oft frage ich mich, was diese Personen wohl früher gemacht hätten, als es noch kein Instagram und Co gab. Vermutlich hätten sie die Bestätigung im echten Leben gesucht. Dies wäre vielleicht sogar gesünder als sich die Bestätigung von fremden Menschen zu holen. Die Menschen im echten Leben kennt man schließlich zum größten Teil auch persönlich. Es hat oftmals seine Gründe, ihnen gefallen zu wollen. Schließlich ist es ebenfalls ein Grundbedürfnis des Menschen in Harmonie zu leben.

Wir können nicht allen Menschen gefallen

Ob nun online oder offline. Wir können nicht allen Menschen gefallen. Selbst die Menschen, die uns mögen, sind manchmal sauer auf- oder genervt von uns. Das ist normal. Wir können es nicht immer jedem recht machen. Wir müssen unser Leben leben. Und zwar vorrangig so wie es uns gefällt. Wir müssen unsere Prioritäten setzen, wie es uns passt und so, dass wir glücklich sind. Und wir sollten unsere Energie nur in Dinge und Menschen stecken, die es wert sind und die uns positive Energie zurücksenden. Denn stellt euch einmal vor, ihr sendet eure Energie immer und immer wieder an Menschen aus, die diese zwar aufnehmen aber nicht zurückgeben? Oder noch schlimmer: sie nehmen eure positive Energie auf und geben euch negative zurück? Klingt gefährlich, oder? Leider ist es traurige Realität! Und noch trauriger ist es, wenn wir unsere Energie an Menschen senden, die uns noch nicht einmal kennen oder mögen wollen.

Warum wir Menschen, die uns nicht mögen, nicht mehr gefallen wollen sollten

Bei Menschen, die wir persönlich kennen, ist es oftmals noch nachvollziehbar, dass wir in Harmonie leben wollen. Dennoch sollte man sich immer vor Augen halte, dass nicht alle Menschen dauerhaft unsere Freunde sein können oder müssen. Natürlich sollte man die Arbeit für den Chef erledigen und vielleicht auch ab und zu mit der Kollegin einen netten Plausch halten. Aber diese Menschen müssen uns nicht mögen. Sie sollten uns respektieren, das ist klar. Aber mögen? Wozu? Macht es uns am Ende des Tages tatsächlich glücklicher wenn wir wissen, dass unsere Kollegin ihrem Ehemann Zuhause erzählt wie toll wir doch wären? Im Endeffekt wissen wir ja nicht einmal was sie hinter vorgehaltener Hand über uns redet. Denn selbst wenn sie offenkundig nett zu uns ist, heißt das ja nicht, dass wir über uns herzieht wenn wir das Büro verlassen haben. Das ist nämlich der Knackpunkt!

Es liegt nicht in unserer Hand was Menschen über uns denken

Selbst wenn wir uns noch so anstrengen anderen Menschen zu gefallen – was sie wirklich über uns denken, können wir nicht beeinflussen. Um nun auf die Situation am Anfang dieses Artikel zu sprechen kommen. Wir begegnen also einer Person, die uns offenkundig nicht mag oder sich nicht für uns interessiert. Wenn wir dies merken, fangen wir an ihr unsere Aufmerksamkeit zu geben, senden ihr Energie indem wir ein Gespräch mit ihr suchen und indem wir uns vermutlich sogar noch verstellen. Wir sprechen vielleicht über Dinge, die wir garnicht mögen oder verhalten uns so, wie wir uns eigentlich nie verhalten würden. Nur damit diese Person, der eigentlich sowieso nichts an uns liegt, nett zu uns ist. Wie wäre es uns vor Augen zu halten, dass wir die Gedanken dieser Person niemals beeinflussen können? Selbst wenn sie nach unserem „Balztanz“ augenscheinlich nett zu uns ist, kann sie sich umdrehen und die Augen verdrehen. Wollen wir unsere Energie wirklich an solchen Menschen verschwenden? Wie wäre es, das nächste Mal einfach garnicht zu reagieren und keine Anstrengungen zu unternehmen. Ich verspreche euch, ihr werdet verwundert sein. Vielleicht will die betroffene Person dann plötzlich um eure Gunst werben. Und wenn nicht, dann habt ihr wenigstens keine Energie verschwendet und könnt sie auf Menschen richten, die euch Positives zurückgeben.

*ich spreche in diesem Artikel sehr oft von Energie. Das liegt daran, dass ich mich aktuell intensiv mit dem Thema Transsurfing beschäftige. Dazu kommt sehr bald ein extra Artikel, der auch dieses Thema noch einmal behandelt und ein paar Lösungsansätze vorschlägt.

 


Da die meisten meiner Leser über Instagram kommen habe ich hier noch einen Insta-Bonus-Denkansatz für euch.

Die IAJ (Instagram Anerkennung Junkies)

Ich beobachte immer wieder, dass das Selbstbewusstsein mancher Leute proportional mit der Anzahl ihrer Follower steigt. Plötzlich wird auf kleinere Profile, mit denen man sich vorher gerne ausgetauscht hat, nicht mehr eingegangen sondern nach größeren Profilen Ausschau gehalten, mit denen man sich dann verbündet. Gleich und Gleich gesellt sich gerne, passt hier gut. Aber nicht, dass nur das Selbstbewusstsein der besagten Personen steigt. Nein. Auch die Anerkennung ihrer Follower steigt plötzlich. Es ist mir selbst schon passiert, dass ich dachte:“ Wow, Person XY hat mein Bild geliked“ oder „Die ist aber sehr nett, die hat meinen Kommentar unter ihrem Bild geliked“. Man fühlt sich dann tatsächlich irgendwie „geehrt“ weil jemand mit vielen Followern seine Aufmerksamkeit auf einen selbst gerichtet hat. Verrückt oder? Würde man diese Person beim Bäcker treffen, und nicht wissen wie viele Menschen ihr bei Instagram folgen, würde man sich über ein „Guten Morgen“ nicht mehr freuen als über das der Bäckereifachverkäuferin. Nein, man hält ein „Guten Morgen“ sogar für angemessen. Schließlich grüßt man beim Betreten eines solchen Ladens. Was ich euch damit sagen will? Eigentlich nichts Besonderes. Ich möchte euch nur noch Nachdenken anregen 😉

Alles Liebe,

eure Miriam

 

 

 

 

 

 

 


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