Gastbeitrag

Ich möchte keine Vollzeitmutter sein!

Ich bin anders!


Was ich im ersten Jahr als Mama gelernt habe?

Das ich anders bin als es erwartet wird.

Und das es gut ist, das es so ist.

Und das mir andere Menschen und ihr Ansichten völlig egal sind.

 

Ich bin keine schlechte Mutter nur weil ich gerne arbeiten gehe

Manchmal fühle ich mich als Mama in den sozialen Netzwerken ins Mittelalter zurück katapultiert. Wie oft bin ich unangemessen angeschrieben worden, weil meine Bilder mehr Freizeitvergnügnen oder Arbeit widerspiegeln als das pure Mamaglück. Dies erweckt viel vielen „Supermoms“ wohl den Eindruck, ich würde meine Kinder vernachlässigen. Dies ist aber nicht der Fall und ich erzähle euch heute warum mir Freizeitspaß und Arbeit immernoch genauso wichtig sind wie früher.

Bevor ich schwanger wurde hatte ich einen vollen Terminplan

Ich bin Krankenschwester auf einer operativen Intensivstation, mein Mann Oberarzt in der Unfallchirurgie. Ich liebe meinen Job, die Verantwortung und Herausforderung jeden Tag. Bevor ich Anfang 2013 mit Elijah schwanger wurde, arbeitete ich zusätzlich noch als Fitnesstrainerin. Mal als Flächentrainer, meistens allerdings hab ich damals Spinning Kurse gegeben. Meine Woche war vollgestopft, die Wochenenden mit Arbeit oder Freunden verplant.
Dieses rastlose Leben hab ich geliebt, shoppen gehen, Foto Shootings für einen Nahrungsergänzungsmittel Hersteller, Spinning Conventions…

Dann war ich schwanger

Elijah war ein Wunschkind, obwohl ich wirklich sagen muss, dass ich nie einen brennenden Kinderwunsch hatte. Ich bin die Sache einfach locker angegangen, dachte, das schon alles gut wird wie es kommt. Ich hab mir nie Stress gemacht, ob es klappt und wie lange es dauern könnte bis ich schwanger sein würde.

Soziale Isolation mit Schreibaby

Eli war ein wirklich anstrengendes Baby. Er schrie viel, hatte Bauchweh, war oft krank und schlief sehr sehr schlecht.
Ich war damals neu und irgendwie verloren in der Mütterwelt. Durch den Rückbildungskurs bin ich damals auf eine Krabbelgruppe gestoßen und beschloss mit Eli dorthin zu gehen. In den ersten Wochen war ich mit dem schreienden Kind doch relativ überfordert.Im Nachhinein, hat mich das sozial isoliert. Ich wollte das Haus, außer zu Spaziergängen, nicht verlassen. Und ich merkte, wie mir mein altes Leben fehlte. So sehr ich das kleine Bündel liebte, ich trauerte meiner Arbeit und dem Sport hinterher. Mein Mann, beruflich sehr eingespannt, teilweise 48 Stunden in der Klinik, war selten Zuhause.

Der Tag in der Krabbelgruppe war schrecklich. Ich weiss nicht, wann ich mich zuvor unwohler gefühlt habe. Mit mir, 7 strahlend glückliche Mütter, die sich, 60 Minuten nur über Stuhlgang, Schlafverhalten und Babybrei Rezepte unterhielten. Es gab mir ein Gefühl von Unzulänglichkeit. Ich konnte da nicht mitreden, weil ich Zuhause mit dem Baby eben nicht glücklich war. Es gab Tage, da habe ich durchgeheult, weil ich den ganzen langen Tag alleine war. Ich merkte damals recht schnell, dass ich bei diesen Mütter Treffen falsch war. Und zweifelte an mir.

Bin ich depressiv?
Bin ich eine schlechte Mutter?
Bin ich überheblich?
Nein.
Alles falsch!

Das typische Bild der Vollblutmutter erfülle ich eben nicht. Und verzeiht mir, wenn ich jetzt mit Klischees komme, ich meine es in keinster Weise wertend oder abfällig. Im Gegenteil. Ich habe Respekt vor diesen Frauen.
Ich will keinen Thermomix um damit Brei zu kochen, obwohl ich spitzenmässig in der Küche bin. Ich will meine Kinder nicht nonstop bei mir haben, weil ich Zeit für mich brauche. Für meine Ehe. Weil ich glaube, dass eine Partnerschaft gepflegt werden muss. Ich halte nichts vom Familienbett und Mutter-Kind-Kurse sind mir ein Graus.
Ich habe bei jedem Kind früh angefangen zu arbeiten, weil ich das Gefühl hatte, das meine Gehirnzellen absterben.
Ich hasse es Lego Türme zu bauen oder Verstecken zu spielen.

Ich liebe meine Kinder deswegen nicht weniger

Ich liebe meine Kinder abgöttisch und würde alles für sie tun. Sie sind glücklich, entwickeln sich prächtig und bereichern uns jeden Tag. Daraus ist mir schon oft ein Strick gedreht worden. Denn viele Mütter haben ein Ideal, lassen keine Meinungen oder andere Erziehungsmaßnahmen neben sich gelten. Und das ist traurig.

Problem der heutigen Gesellschaft?

Meine Schwiegermutter war Lehrerin, ging bei jedem Kind nach 8 Wochen wieder arbeiten. Mein Mann und seine Schwester wurden von einem Kindermädchen betreut und später überbrückten sie die Zeit bei Klassenkameraden, bis meine Schwimu in der Schule fertig war.  Für die 70er war das normal. Viele Mütter waren damals sogar Vollzeit berufstätig. Warum man heute schneller als Rabenmutter abgestempelt wird, ist mir schleierhaft. Zeitgeist? Wohlstandsproblem?

Ich möchte keine Vollzeitmutter sein und das ist gut so

Also, was ich letztendlich gelernt habe als Mutter?
Die Liebe zu den eigenen Kindern ist unendlich, riesengroß und wunderschön.
Genauso schön ist es allerdings auch, wenn sie bei Oma und Opa sind.
Ich bin nicht dafür gemacht, 24h Zuhause zu sein. Und ich will es nicht.
Und dazu kann ich stehen
Ich bin anders.

Franzi will keine Vollzeitmutter sein

Franzi mit ihren beiden Kindern Elijah und Giulia

 



Bist du auch keine „klassische“ Vollzeitmama und möchtest mir deine Geschichte erzählen? Dann schreibe mir gerne eine Email an:
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