Nachdem ich unsere Beikostgeschichte veröffentlicht habe kamen immer wieder ein paar Fragen bezüglich unserer BLW Erfahrung auf. BLW steht für Baby Led Weaning und bedeutet im Grunde genommen nichts anderes als das man dem Baby den Beikoststart selbst überlässt. Das sieht so aus, dass das Baby selbst nach Lebensmitteln greift und sich diese in den Mund steckt. Es füttert sich also selbst und entdeckt von Anfang an „echte“ Nahrung.

1. Ab wann ist mein Baby bereit für BLW?

– normalerweise beginnt die „Beikostreife“ ab dem 6. Lebensmonat

– wenn es den Kopf selbst gut halten kann

– es kann (mit Unterstützung aufrecht sitzen). Zum Beispiel auf dem Schoß der Eltern

– es zeigt Interesse am Essen der Eltern. Verfolgt die Essensbewegungen und greift vielleicht sogar nach der Gabel, macht Kau- oder Schmatzbewegungen.

– Der Zungenstreckreflex ist nicht mehr vorhanden (sieht man häufig wenn zu kleinen Babys Brei gegeben wird. Anstatt den Brei zu essen schieben sie ihn mit der Zunge wieder raus)

– die Motorik des Babys sollte soweit gereift sein, dass es selbstständig nach Essen greifen und es sich zum Mund führen kann

– es kann signalisieren, dass es satt ist indem es den Kopf abwendet

2. Was kann ich anbieten?

– Obst & Gemüse (am besten in Sticks, die gut greifbar sind)

– Fleisch, Fisch Käse, durchgegarte Eier

– Brot & Toast

– Nudeln (am besten Rigatoni oder Fussili)

Wichtig ist es unterschiedliche Nahrungsmittel mit verschiedenen Konsistenzen / Farben / Geschmäcker anzubieten. So lernt das Kind viele verschiedene Lebensmittel kennen und bekommt alle Nährstoffe die es braucht.

3. Was muss gemieden werden?

– Essen, das zu viel Salz oder Zucker enthält (besser für die Eltern am Tisch nachwürzen)

– Fertiggerichte und Fast Food

– Honig

– Schalentiere, Thunfisch (und andere Fische, die sich selbst von Fischen ernähren)

– nicht durchgegarte Eier

– Essen an dem sich das Kind leicht verschlucken kann (Nüsse, Heidelbeeren, Weintrauben, etc.)

– zu viel Eiweiß


4. Wie geht man vor?

– das Baby sollte sich das Essen selbst nehmen (anbieten, anstatt in die Hand drücken)

– das Essen sollte gut greifbar sein (Sticks, Scheiben, etc.)

– Timing ist alles. Das Baby sollte nicht zu müde oder zu hungrig sein

– am Anfang wird es von der BLW Kost nicht satt werden, da das Ganze eher ein Spiel als Nahrungsaufnahme ist

– gerade am Anfang darf man das Baby keine Sekunde aus den Augen lassen. Sollte es zu große Stücke im Mund haben, holt man diese sanft wieder heraus

Wichtig:

– wenn sich das Baby verschluckt: ruhig bleiben! Meistens bringt es das Essen mit einem Reflex ganz schnell wieder von alleine nach oben. Oftmals ist es nur die Reaktion der Eltern, die das Kind zusätzlich erschreckt und dann richtig verschlucken lässt! Solltest du also merken, dass sich dein Kind verschluckt, bleibe ruhig daneben sitzen und schaue erstmal ob es das Essen nicht innerhalb von ein paar Sekunden selbst wieder hervorbringt. Wenn es größere Probleme hat und zu husten beginnt, nehme es ganz ruhig aus dem Stuhl, nehme es auf auf den Arm (mit dem Kopf schräg nach unten gerichtet) und klopfe leicht auf seinen Rücken. Sollte das immernoch nicht helfen, lege es mit dem Bauch auf deinen Schoß und klopfe auch hier noch einmal auf den Rücken). Erst wenn das alles nicht geholfen hat, sollte sofort ärztlichen Hilfe hinzugezogen werden. Keine Sorge. Ich habe meine Tochter tatsächlich nur ganz wenige Male auf dem Arm nehmen müssen und meistens war bis dahin schon wieder alles vorbei. Das Wichtigste ist ruhig zu bleiben!

–  gib deinem Kind so viel Zeit wie möglich und denke immer an den Satz: „food before one is just fun!“ Essen sollte Spaß machen! BLW ist anfangs wirklich nur eine nette Angelegenheit aber keine sättigende Nahrungsaufnahme. Milch sollte Hauptnahrungsmittel Nummer 1 bleiben.

Wer weitere, detaillierte Informationen zum Thema zum Thema BLW haben möchte dem kann ich die Seite von  Hanna ans Herz legen. Auf babyled-weaning.de findet ihr alle notwendigen Infos zum BLW Start, Infoblätter, Rezepte und Erfahrungsberichte anderer Eltern.

Nun zu unserer BLW Geschichte

Nachdem der Breistart mit vier Monaten definitiv zu früh war ließ ich mir weitere 5 Wochen Zeit bis ich anfing ihr zum Mittagessen Gemüsebrei anzubieten. Dies klappte dann ganz gut bis sie starke Verstopfung bekam und sogar kurz vor dem Darmverschluss stand. Diese Erfahrung schockierte mich so sehr, dass ich regelrecht Angst vor dem Thema Brei bekam. Dies schien sich auf meine Tochter zu übertragen, denn zunehmend verweigerte sie fast alle Breisorten. Nach der Verstopfung folgte der Durchfall und am Ende machten wir immer wieder ein paar Tage Breifrei, gaben dann an einem Tag Gemüse- und am nächsten Tag Obstbrei. Mich nervte das aber und da wir Mittags oft in Restaurants gehen fand ich es recht umständlich dort extra Gläschen mitzuschleppen. Deshalb fing unsere BLW Geschichte tatsächlich außerhalb unserer Küche an. Als unsere Tochter ca. 6 Monate alt war saßen wir im Restaurant und nachdem sie ihre Flasche bekommen hatte widmeten wir uns unserem Essen. Obwohl sie satt war wurde sie unruhig und signalisierte uns, dass sie das was wir da hatten auch sehr interessant fand. Ich hatte eine Pizza bestellt, brach ihr ein Stück vom Rand ab und gab es ihr in die Hand. Voller Begeisterung gluckste sie und fing sofort an daran zu lutschen. Voila – unser erster BLW Versuch. Ich weiß, dass dieser sicher nicht mit einem Stück Pizzarand gestartet werden sollte – aber mittlerweile wisst ihr ja, dass ich mich selten zu 100% an irgendwelche Vorgaben halte. Und so ging es weiter. Meistens bekam sie Zuhause ihren Brei und wenn wir unterwegs waren im Restaurant ein Stück Brot. Anfangs war das sehr nervenaufreibend für uns, da sie sich oft viel zu große Stücke in den Mund steckte, wir diese wieder rausholen mussten und sie dann sauer wurde und weinte. Nach und nach wurde es aber immer besser, sie verschluckte sich kaum noch und das Essen im Restaurant wurde immer entspannter. Zuhause fing ich dann auch an mich mehr und mehr mit dem Thema BLW auseinanderzusetzen. Ich gab ihr als erstes eine geschälte Karotte in die Hand. Das fand sie auch sehr lustig und lutsche fröhlich daran herum (zu diesem Zeitpunkt hatte sie gerade einmal die zwei unteren Schneidezähnchen). Danach gab es dann Gurke, gekochte Zucchini, gekochte Karottenstücke und dann auch Hähnchenstreifen. Eigentlich hatte ich nicht wirklich einen „Plan“. Es gab einen wilden Mix aus Brust, Flasche, Brei und „echten“ Lebensmitteln. Das „echte“ Essen, das sie bekam war wirklich meist das was ich gerade für uns Eltern zubereitet hatte. Natürlich achtete ich anfangs sehr darauf, dass die Sachen nicht gesalzen waren, aber auch das ließ ehrlich gesagt mit der Zeit nach. Denn da wir immernoch oft auswärts essen und ich sie dort nach und nach (so ab dem 9. Lebensmonat) wirklich alles probieren ließ was auf unseren Tellern landete, nahm ich auch in Kauf, dass dieses Essen gesalzen war (wobei da bei Nudeln mit Tomatensoße oder einem Stück Pizza wohl nicht die große Gefahr bestand). So handhabten wir es dann auch Zuhause. Wenn ich einen Joghurt zum Frühstück aß und sie ihren Mund aufsperrte um mir zu sagen, dass sie auch etwas davon möchte, bekam sie es auch. Wenn ich am Kühlschrank stand und eine Scheibe Käse naschte, bekam sie auch ein Stückchen ab. Im Zuge einer „Kühlschranknascherei“ entdeckte ich dann auch ihre Vorliebe zu Wiener Würstchen. Ich glaube es waren bestimmt einige Lebensmittel dabei, die in größeren Mengen sicher nicht sooo gut wären, aber da es sich wirklich eher um Probieressen handelt mache ich mir da keine Sorgen. Wenn sie größere Mengen isst, dann achte ich auf Salz- und Zuckergehalt. Wenn sie im Restaurant ein Stück Pommes stibitzt oder im Cafe einen Keks geschenkt bekommt, dann ist das (für mich) nicht weiter schlimm. Da hat jede Mama ja ihre eigenen Regeln.

Was ich euch mit diesem Beitrag gerne sagen möchte ist, dass ihr entspannt an die Sache gehen solltet. Probiert aus und findet heraus wie euer Weg aussehen kann. Ich finde man sollte sich nicht selbst stressen indem man versucht sich strikt an alle Vorgaben zu halten. Entdeckt die (kulinarische) Welt mit euren Kindern und habt Spaß dabei! Belohnt werdet ihr mit einem flexiblen Kind, mit dem ihr auch ohne Brei das Haus verlassen könnt weil es (fast) alles essen kann was ihr auch esst! Viel Spaß!