Babyblues nach dem Abstillen | mein Hormonchaos 20 Monate nach der Geburt.

Anfang diesen Jahren berichtete meine anonyme Gastautorin über das Hormon- und Gefühlschaos nach dem Abstillen. Sie litt damals unter Panikattacken und hatte wahnsinnige Angst, die starke Bindung zu ihrem Sohn durch das Abstillen zu schwächen. Unter ihrem Beitrag haben sich im Laufe der Zeit mehrere Kommentare von Leidensgenossinnen gesammelt und ich habe mich daraufhin an meine Gastautorin gewandt um sie zu fragen wie es hier heute ergeht. Kurzerhand beschlossen wir einen Folgeartikel zu veröffentlichen. Ein ehrlicher, ungeschönter Artikel der ebenso Mut macht. Ihr seid nicht alleine mit euren Ängsten und dem Kontrollverlust eurer Gefühle.

 

G A S T B E I T R A G 


 

11 Monate nach dem Abstillen

Da bin ich wieder.
Und bin erstaunt, überrascht und irgendwie auch froh, das Gefühl zu haben, nicht alleine zu sein.
Mit all diesen Beschwerden. Symptomen. Gedanken. Ängsten.

Ein paar Monate sind nun vergangen seitdem ich euch mit in mein innerstes und verletzliches Ich mitnehmen durfte.
Und seitdem hat sich einiges getan. Oder auch nicht.

Der Hormontest nach dem Abstillen war unauffällig

Der einfache Hormontest (nur Blutentnahme) bei meinem Frauenarzt ergab: „alles okay, nichts auffällig“.

Was helfen sollte um den Zyklus zu stabilisieren und eventuelle Hormonspitzen während des Zyklus abzuschwächen: Feminon Tabletten. Jeden Morgen eine. Was die Realität aber betrifft, ist ein anderes.
Ich leide nämlich tatsächlich unter meinem Zyklus! Und selbst Feminon scheint/schien nicht zu helfen.

Ich leide unter meinem Zyklus

Seit ca. 11 Monaten habe ich nun meine Periode. Regelmäßig. Aber um die Mitte des Zyklus, also die Zeit des Eisprungs ist bei mir ein wahrer Zirkus!
Ein Gefühlswirrwarr, ein vonjubelhochjauchzendbiszutodebetrübt-Chaos – und das im Sekunden.
Selbst mein Mann kann mir sagen: „Schatz, hast du wieder deinen Eisprung“ oder „du kriegst morgen deine Tage, was?!“ und er hat Recht!

Ich bin unleidig, unglücklich, unzufrieden und sehr nervös und unentspannt.

Früher habe ich all die belächelt, die vom PMS (prämenstruellen Symptom) erzählten und unter dem weiblichen Zyklus und krassen Auswirkungen litten (u.a. Blähbauch, Verstopfung, Bauchschmerzen, Ziehen ins Bein, Brustspannung, Appetitlosigkeit oder Heißhunger, depressive Stimmung, üble Laune…..).

Natürlich recherchierte ich in den vergangenen Wochen und Monaten weiter und meine Hausärztin riet mir zum Hormonspeicheltest welcher NICHT von den Kassen übernommen wird, und je nachdem welche Hormone getestet werden, ca 120-160€ kosten kann.

Soll ich euch was verraten?
Ich werde ihn nicht machen.

Ich sitze die Momente aus, in denen es mir schlecht geht

Öffne ein Fenster und atme tief ein. Oder schalte alle Lärmquellen aus. Und versuche mich in Achtsamkeit.
Das hilft mir sehr. Ich konzentriere mich zb auf Vogelgezwitscher, Blättergeraschel und atme bewusst tief und lange ein. Und puste durch den Mund lange die verbrauchte Luft aus. Ich trinke nur maximal 2 Tassen Kaffee und trinke keine Cola oder ähnliches was pushen kann. Alkohol gibt’s bei mir auch nur schlückchenweise.

Und wozu ich jeder von euch raten kann, die auch das Gefühl hat, erschöpft zu sein, nicht mehr zu können, alles ist schwer und scheint unmöglich zu sein:

Holt euch professionelle Hilfe!

Ich habe schon einige Therapien hinter mir, da ich bereits mit Anfang 20 unter Panikattacken litt.
Jetzt befinde ich mich wieder bei einer Verhaltenstherapeutin, die mit mir Situationen diskutiert. Mein Verhalten erläutert.
Also zb: was passiert wenn dies und jene schlechte und negative Gefühl kommt? Was passiert im Körper? Was sind die Symptome und welche Strategien habe ich „parat“ um dagegen zu gehen.

Das funktioniert derzeit super. Es ist Übung. Es ist wichtig, dass du lernst zu verstehen, dass du NICHT aufgrund von Atemnot, Kurzatmigkeit oder Herzrasen stirbst. Klingt für Außenstehende abwegig und lächerlich aber für Angstpatienten ist dies eine reale Befürchtung.

Ich lerne, in solchen schlimmen Momenten mich auf den Atem zu konzentrieren. Musik oder Lärm zu minimieren und zu reden. Mit meiner Mama. Meinem Mann.

Und was auch gut hilft: Schluck diese schlimmen Gefühle nicht runter, sondern lass sie raus! Weinen hilft mir.
Und die Tatsache, dass ich WEISS, es geht vorbei.

Ich blicke nach vorne. Ich bin nicht geheilt. Es schlummert in mir. Aber ändern kann ich meine Einstellung.
Ich nehme es an, dass mein Körper zu bestimmten Tagen im Monat einfach nicht so funktioniert wie er eigentlich sollte.

Abstillen schwächt die Bindung zum Kind nicht

Und an alle stillenden bzw. abstillenden Mamas:
Ihr werdet ganz ganz ganz viele Momente haben mit eurem kleinen Spatz, die den Stillmomenten sehr nahe kommen. Kuscheln ist hoch im Kurs. Küsschen geben auch.
Ja, 12 Monate stillen war für mich ein Geschenk. Ich liebte es.
Aber ihr werdet sehen, die Bindung und Beziehung wird sich durchs Abstillen nicht ändern. Im Gegenteil. Sie wächst.

Verkriecht euch nicht

Und ihr könnt auch wachsen. Habt Mut und verkriecht euch nicht!
Holt euch Hilfe. Es gibt viele pflanzliche Mittel wie Neurodoron oder aber Psychopharmaka wie Tavor, die Ausnahmezustände dämpfen können.
Lasst euch von euren Frauenärzten oder Hausärzten beraten und übt euch in Traumreisen und progressiver Muskelentspannung.

Gegen die Überforderung im Alltag habe ich als kleiner Perfektionist immer noch kein Patentrezept. Ich mag es ordentlich und aufgeräumt, hätte gern 8 Arme und möchte alles gleichzeitig erledigen.
Dieser Spruch von wegen: „Lass halt Fünfe gerade sein“ kann ich nicht leiden! Das Chaos macht mich nämlich noch unleidiger!

Ich drück euch!

panikattacken abstillen

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